(dpa)

Mailand – Der überragende Weltmeister Peter Sagan aus dem Bora-hansgrohe-Team hat noch nie gewonnen – John Degenkolb vor zwei Jahren. Vor allem diese beiden Radprofis werden als Siegfavoriten für den ersten und mit fast 300 Kilometern längsten Frühjahrs-Klassiker Mailand-Sanremo genannt.

Dass Degenkolb beim letzten Test Paris-Nizza zweimal knapp am avisierten Tageserfolg vorbei fuhr, macht den Profi aus Oberursel nicht nervös: «2015 war es eigentlich genauso – und dann hat es ja mit dem Sieg geklappt. Für mich ist das eine Titelverteidigung, weil ich im Vorjahr ja nicht dabei war», sagte Degenkolb der Deutschen Presse-Agentur vor seinem ersten Saisonhöhepunkt an der italienischen Riviera am Samstag.

Der Kolumbianer Fernando Gaviria, Olympiasieger Greg van Avermaet, Ex-Weltmeister Mark Cavendish (Sieger 2009) oder Arnaud Demare gehören auch in die Phalanx der Favoriten für die 108. Auflage von Mailand-Sanremo. Der Vorjahressieger aus Frankreich genießt bei der Classicissima nicht den besten Ruf: Bei seinem Sieg 2016, als Degenkolb nach einer schweren Trainingsverletzung zuschauen musste, soll Demare die unerlaubte Anschubhilfe seines Teamwagens beim Aufstieg auf den Poggio kurz vor dem Ziel in Anspruch genommen haben.

Ex-Profi Rolf Aldag, bei Dimension Data Teamchef von Cavendish, traut Degenkolb einiges zu. «Es gibt nicht viele, die nach fast 300 Kilometern noch einen starken Sprint fahren können. Dazu gehört er – wie auch Sagan und Cavendish», meinte Aldag, der mit seinem britischen Teamkapitän die Fernfahrt Tirreno-Adriatico als Generalprobe für Samstag nutzte. «Da hatten wir im Gegensatz zu Paris-Nizza gutes Wetter. Das war eine super Vorbereitung, Cavendish ist fit», sagte Aldag, der Degenkolb bei Regen und Wind im Vorteil sähe: «Das wäre sein Wetter. Zum Glück sagen die Meteorologen angenehme 18 Grad voraus».

Die größte Gefahr für Degenkolb, der am Samstag die Serie der ersten drei Radsport-Monumente Mailand-Sanremo, Flandern-Rundfahrt (2. April) und Paris-Roubaix (9. April) einläutet, geht sicher von Sagan aus. Der Slowake, der mit schulterlangem Haar und Vollbart aussieht wie ein Heavy-Metal-Rockstar und so gar nicht zum eher braven Image seiner Sponsoren aus deutschen Familienunternehmen zu passen scheint, «ist bereit», wie er sagt.

«Wir sind genau dort, wo wir zu diesem Zeitpunkt sein wollten, als wir vor vier Monaten die Saison 2017 in Angriff genommen haben», erklärte Sagan, der bei Tirreno-Adriatico zwei Etappen gewann, im Spurt aber einmal von Gaviria bezwungen wurde. Auch sein Teamchef Ralph Denk ist zuversichtlich: «Alle Augen werden auf Peter gerichtet sein, das macht es umso schwieriger. Aber er ist in toller Form.» Allerdings hat in den vergangenen Jahren auf der Via Roma nie der Topfavorit gewonnen.

Degenkolb fuhr am Donnerstag noch einmal die neuralgischen Punkte des Rennens, die beiden letzten Steigungen Cipressa und Poggio in einem Drei-Stunden-Training ab. Der 28-Jährige ist äußerst zuversichtlich: «Die Form ist da und ich habe die nötige Spritzigkeit für die Sprints».

Fotocredits: Matteo Bazzi
(dpa)

(dpa)