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Alghero – Der Giro d’Italia feiert ein großes Jubiläum, die Besetzung ist hochkarätig und der Schwierigkeitsgrad kann mühelos mit der Tour de France mithalten.

Trotzdem kommt der kleine Bruder aus Italien mit dem Klassiker aus Frankreich nicht mit. Für viele Radprofis ist der 100. Giro, der am Freitag in Alghero auf Sardinien beginnt, auch eine Übergangsstation. So wohl auch für den aussichtsreichsten deutschen Starter André Greipel, der seinen siebten Etappensieg anpeilt und wahrscheinlich nicht bis zum Ende am 28. Mai in Mailand durchhalten will.

Die Verlockung ist groß: Ein Etappensieg zum Auftakt in Olbia würde ihm zum ersten Mal das Rosa Trikot bringen. Den vorzeitigen Ausstieg habe der «Gorilla» noch nicht geplant. «Wenn ich das Sprintertrikot habe, werde ich mich durchquälen», sagte der 34 Jahre alte Greipel, verwies aber gleichzeitig darauf, dass sich den Sprintern in der letzten hammerharten Woche in den Alpen und Dolomiten keine Gelegenheit mehr bietet. Insgesamt stehen bis Mailand 3 612 Kilometer vor den 197 Startern.

Das Maglia Rosa dürfte in der Endabrechnung nach 21 Etappen entweder für den zweifachen Gewinner Vincenzo Nibali (Italien) oder Nairo Quintana reserviert sein. Der kleine Kolumbianer, Giro-Sieger 2014 und bei der Tour bisher zweimal Zweiter, will das Double versuchen. Daran war zuletzt vor zwei Jahren der Spanier Alberto Contador gescheitert, der nach Marco Pantani (1998) die beiden wichtigsten Länder-Rundfahrten in einem Jahr gewinnen wollte und dann in Frankreich an seine Grenzen stieß.

Die Doppelbelastung Quintanas wird der dreifache Toursieger Chris Froome, beim Giro nicht am Start, wohlwollend zur Kenntnis genommen haben. Der Quintana-Eifer dürfte die Chancen des Briten erhöhen, in Frankreich zum vierten Mal seit 2013 zu triumphieren. Die Tour beginnt am 1. Juli in Düsseldorf einen Monat nach Giro-Ende. Quintana, der nach seinem Sieg bei Tirreno-Adriatico im März ins Höhen-Trainingslager in seine Heimat verschwand, ist trotz der Contador-Erfahrung zuversichtlich: «Manche haben es zum Ende ihrer Karriere versucht, ich tue es jetzt», sagte der 27-Jährige.

Die Phalanx der Sprinter liest sich wie das Who is Who der Ultraschnellen. Neben Greipel rechnen sich vor allem Fernando Gaviria (Kolumbien), Caleb Ewan (Australien), Lokalmatador Giacomo Nizzolo oder der Ire Sam Bennett vom Bora-hansgrohe-Team Siegchancen aus. Von den ganz Großen fehlt eigentlich nur Marcel Kittel, der sich in Ruhe auf die Tour vorbereiten will.

Der Giro gedenkt in besonderer Weise dem vor knapp zwei Wochen verstorbenen Michele Scarponi. Sein kasachischer Rennstall Astana verzichtet aus Respekt vor dem Giro-Sieger von 2011, der bei einem Zusammenstoß mit einem Kleintransporter auf einer Trainingsfahrt tödlich verunglückte, auf die Besetzung seines Platzes. Astana tritt nur mit acht Fahrern an, die Startnummer 21 wird nicht vergeben. Zudem wird Scarponi am 23. Mai der Aufstieg zum Mortirolo gewidmet. Diesen Pass in den Dolomiten hatte der Italiener 2010 auf dem Weg zu seinem letzten Giro-Etappensieg bewältigt.

Fotocredits: Guillaume Horcajuelo,Luca Zennaro
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