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Pruszkow – Der Bund Deutscher Radfahrer beschäftigt sich auch mit dem schlimmsten Fall. «Wenn die Qualifikation für Olympia 2020 nicht klappen sollte, gibt es natürlich sehr schlechte Stimmung», sagte Sven Meyer zwei Tage vor Beginn der Bahnrad-WM im polnischen Pruszkow der Deutschen Presse-Agentur.

Der 33-Jährige ist beim BDR seit 2011 als Bundestrainer für die Ausdauerathleten der Männer und somit auch für den Bahn-Vierer, den einstigen Medaillenlieferanten bei Weltmeisterschaften und Olympia, verantwortlich. Fünf Olympiasiege und 16 Weltmeistertitel konnten Deutschlands Bahn-Asse in der Mannschaftsverfolgung einfahren – nach dem Fabelsieg von Robert Bartko & Co. bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney ging es jedoch rapide bergab. 2008 und 2012 war der BDR gar nicht im Zeichen der olympischen Ringe dabei, 2016 meldeten sich Meyers Schützlinge Nils Schomber, Theo Reinhardt, Kersten Thiele und Domenic Weinstein mit einem fünften Platz zurück.

«Wir wollen 2020 wieder dort sein, wo wir 2000 mal waren», sagte damals BDR-Sportdirektor Patrick Moster euphorisch. Inzwischen ist man beim BDR wieder etwas demütiger geworden. Mit aktuell Platz neun in der Nationenwertung wäre man im kommenden Jahr in Tokio nicht dabei. Die Titelkämpfe in Pruszkow sollen als Abschluss der ersten Hälfte der Olympia-Qualifikation helfen, dem Tokio-Ticket wieder näherzukommen. Von Medaillenvorgaben ist man daher in Pruszkow weit entfernt. «Wichtig ist, dass wir im Vergleich zu unseren direkten Gegnern punkten können, um die Olympia-Qualifikation abzusichern. Das hat oberste Priorität», betonte Moster.

Diesem Unterfangen blickt Bundestrainer Meyer optimistisch und realistisch zugleich entgegen. «Natürlich wird es schwer bis Tokio, aber wir haben noch Reserven, und die wollen wir hier abrufen», sagte er. Seinem Team möchte der Bundestrainer keinen Vorwurf machen.

Schließlich verbesserten Reinhardt, Weinstein zusammen mit Felix Groß und Leon Rohde beim Weltcup im französischen St. Quentin-en-Yvelines im vergangenen Oktober gleich zweimal den deutschen Rekord.

«Wir sind ja nicht schlechter geworden, sondern andere Nationen einfach besser. Die Leistungsdichte ist eine andere als vor ein paar Jahren», konstatierte Meyer. Dabei weiß der junge Coach, wie man Weltmeister formt. 2009 führte er Dänemarks Vierer zum WM-Titel. Davon oder von dem Gedanken an eine mögliche Medaille ist Meyer in Pruszkow jedoch weit entfernt und meinte: «Wir müssen sehen, dass wir die WM gut über die Bühne bekommen. Danach schauen wir weiter.»

Fotocredits: Jens Büttner
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