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Einhausen – Tony Martin war kurzzeitig etwas irritiert. «Ist es der achte?» Der Radprofi fragte die Journalisten vor dem Teambus seiner Katusha-Alpecin-Mannschaft.

Kurz zuvor hatte der 33-jährige Cottbuser im südhessischen Einhausen seinen Titel als deutscher Meister im Einzelzeitfahren erneut verteidigt.

«Es war seit langem die erste deutsche Meisterschaft, in die ich richtig mit Vollspannung rein bin. Ich musste gerade im letzten Jahr einsehen, dass die Konkurrenz immer stärker geworden ist – es war sogar etwas Nervosität da», bekannte Seriensieger Martin nach seinem insgesamt achten nationalen Erfolg in seiner Paradedisziplin.

In einer Zeit von 51:23 Minuten konnte sich der viermalige Weltmeister im Kampf gegen die Uhr nach den 45 Kilometern auf dem dreimal zu fahrenden Rundkurs an der Bergstraße mit 62 Sekunden Vorsprung letztlich souverän gegen den Freiburger Jasha Sütterlin durchsetzen. Dem Movistar-Profi hatte Martin bereits im Vorjahr in Chemnitz das Nachsehen gegeben, damals allerdings mit lediglich 14 Sekunden Vorsprung.

Platz drei belegte nach dem Ritt durch den Jägersburger Wald mit 1:31 Minuten Rückstand der Hamburger Nikias Arndt (Sunweb). «Das war seit langem mal wieder ein astreines Zeitfahren von mir, bei dem alles gepasst hat», konstatierte Martin entsprechend zufrieden und zugleich erleichtert nach seinem ersten Saisonsieg. Der Tagesdritte Arndt meinte: «Ich habe mir mehr erhofft, aber letztlich war es das Ergebnis, das zu erwarten war.»

Der am Samstag in einer Woche beginnenden 105. Tour de France blickt Martin optimistisch entgegen – mit einem kleinen Wermutstropfen. «Nach heute muss ich sagen: Schade, dass die Tour nicht wieder mit einem Zeitfahren startet. Für mich persönlich wird es dann wohl erst mit Blick auf die Roubaix-Etappe interessant», sagte der Wahlschweizer. Im Vorjahr verpasste er beim Tour-Auftakt in Düsseldorf um acht Sekunden den Sieg und somit das Gelbe Trikot.

Am Sonntag im 228 Kilometer langen Straßenrennen möchte Martin noch versuchen, seinen Teamkollegen Marcel Kittel zum ersten Meistertitel zu verhelfen. «Vom Papier wird es ein Sprint, und da haben wir mit Marcel einen der Topfavoriten, auch wenn man ein Rennen nicht immer planen kann», meinte Martin.

Den Sieg bei den Frauen sicherte sich zum dritten Mal nach 2013 und 2014 Lisa Brennauer aus Kempten im Allgäu. Die 30-Jährige konnte sich nach 30 Kilometern in einer Zeit von 38:40 Minuten mit 18 Sekunden Vorsprung vor Titelverteidigerin Trixi Worrack (Dissen) und ihrer Teamkollegin Lisa Klein (Saarbrücken/+48 Sekunden) durchsetzen. «Ich habe mich von Anfang gut gefühlt und wusste, dass die Strecke mir liegt», bilanzierte Brennauer.

Fotocredits: Uwe Anspach,Uwe Anspach
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