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Berlin – Noch steht er in der zweiten Reihe hinter den Topfahrern Marcel Kittel, John Degenkolb, André Greipel oder Tony Martin. Aber Nikias Arndt ist mächtig im Kommen und wird schon bei der WM in Bergen/Norwegen in vier Wochen die Chance erhalten, weiter auf sich aufmerksam zu machen.

Wenn der avisierte Kapitän Degenkolb, der die Vuelta mit einer Bronchitis aufgeben musste, nicht rechtzeitig fit wird, könnte Arndt in der BDR-Hierarchie nachrücken.

«Er wäre eine Alternative. Er hat bewiesen, dass er endschnell ist und mit solch einem Profil wie bei der WM zurecht kommt», sagte Patrick Moster, Sportdirektor im Bund Deutscher Radfahrer (BDR) und zusammen mit Vizepräsident Udo Sprenger zuständig für die Aufstellung des neunköpfigen WM-Kaders, in dem die reinen Sprinter fehlen. Die Mannschaft und die Zuständigkeiten sollen laut Moster bis 9. September feststehen.

«Ich will ihm nicht den Rang ablaufen – John ist unser stärkster Mann. Aber es wäre gut, wenn es einen Backup-Plan gäbe. Co-Kapitän – das traue ich mir zu. Das hohe Standgas von der Tour ist bei mir noch da», sagte der aufstrebende Arndt, der seit Januar auf der Überholspur fährt und zuletzt bei der Frankreich-Rundfahrt glänzte.

Zu Beginn der Saison gewann der Giro-Etappensieger von 2016 das stark besetzte Cadel-Evans-Race in Australien, und bei der Tour verpasste er auf der 19. Etappe ganz knapp seinen ersten Tagessieg in einer Ausreißergruppe. Im abschließenden Zeitfahren in Marseille war er auf Rang sieben stärker als der Tour-Zweite Rigoberto Uran (Kolumbien) und nur 14 Sekunden langsamer als der vierfache Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin.

Zur WM-Vorbereitung fährt der in Köln lebende Buchholzer die WorldTour-Rennen in Plouay (Sonntag), Québec und Montréal (8. und 10. September). «Die WM-Strecke gefällt mir, ich habe sie mir auf Youtube angeschaut. Es wird sauschwer durch die enorme Länge von 280 Kilometern und bei wahrscheinlich schlechtem Wetter», sagte Arndt und rechnete vor: «21 Regegentage gibt es durchschnittlich im September in Bergen. Das mag ich eigentlich überhaupt nicht, aber bei Regen fahre ich meistens gut».

Zu den Topfavoriten auf der anspruchsvollen WM-Strecke zählt der Sunweb-Profi vor allem Peter Sagan, der den Titel-Hattrick anstrebt. «Er wird auch wegen seines Ausscheidens bei der Tour sehr motiviert sein und die WM sozusagen als Pay-Back betrachten. Aber natürlich ist auch mit Olympiasieger Greg van Avermaet oder meinem Teamkollegen Michael Matthews zu rechnen», meinte Arndt.

Mit dem Australier, der nach Kittels Tour-Ausstieg das Grüne Trikot übernahm und bis Paris nicht mehr abgab, bildet Arndt schon die gesamte Saison über eine Art Tandem. Beide trainieren zusammen und fahren die meisten Rennen Seite an Seite. Irgendwann will der Newcomer mal genauso stark werden: «In diese Richtung – Klassikerfahrer – will ich mich weiterentwickeln. Vielleicht kann ich bei einer kleineren Rundfahrt dann auch mal das Gesamtklassement ins Visier nehmen».

Fotocredits: Bernd Thissen
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