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Apeldoorn – Nach der Rückkehr in das Teamhotel konnten Miriam Welte und Kristina Vogel ein lieb gewonnenes Ritual neu beleben.

Erstmals seit 2014 durften die deutschen Vorzeige-Sprinterinnen Regenbogentrikot und Goldmedaille wieder zusammen in ihrem Zimmer als Zeichen des Triumphes drapieren. Aber auch einen Raum weiter baumelte das Trikot und glänzte Gold: Die 20 Jahre alte Pauline Grabosch stand bei ihrer erst zweiten Elite-WM ebenfalls mit ganz oben auf dem Treppchen.

Im Finale setzten sich die London-Olympiasiegerinnen Welte/Vogel (Kaiserslautern/Erfurt) in 32,605 Sekunden überlegen gegen die Niederlande (33,124) durch und holten zum dritten Mal den WM-Titel in dieser Rad-Disziplin. Im Vorlauf glänzte Grabosch auf der Position zwei mit einer starken Zeit und durfte somit ebenfalls über Gold strahlen. «Natürlich wäre ich auch gern im Finale gefahren, freue mich jetzt aber genauso. Hier hat sich ein Kindheitstraum erfüllt», sagte die gebürtige Magdeburgerin.

Vogel verdrückte nach dem Siegeslauf, der ihr schon den zehnten WM-Titel einbrachte, sogar einige Tränchen. «Der Druck ist schon enorm. Jetzt habe ich einmal Gold – alles andere ist jetzt hier Zugabe», sagte die 27-Jährige, in Sprint und Keirin Titelverteidigerin. Welte stand erstmals seit 2014 wieder ganz oben und präsentiert sich im Herbst ihrer Karriere weiter in Topform: «Es fühlt sich toll an, wieder das Regenbogentrikot tragen zu dürfen.»

Welte hat ihre Rücktritts-Gedanken nach Gold von Apeldoorn wohl endgültig ad acta gelegt. «Das ist eigentlich kein Thema mehr. Es läuft doch, oder?» fragte die 30-Jährige. Welte und Vogel haben sich nach anfänglichen Schwierigkeiten auch mit der teaminternen Konkurrenz abgefunden. «Wir haben uns mit Pauline arrangiert – sie ist ein Teammitglied. Konkurrenz belebt das Geschäft – das ist in Richtung Tokio auf jeden Fall positiv», sagte Vogel, die in der Qualifikation in der ungewohnten Zuschauerrolle war.

Youngster Grabosch genoss die vielen Glückwünsche und wird sich sicher nicht in der Rolle der Herausforderin verstecken, will den Kampf um die voraussichtlich nur zwei Olympia-Startplätze annehmen. «Wir fahren zu dritt auf einem Weltklasseniveau. Wir können mit einem guten Gefühl in die Olympia-Quali gehen», erklärte die Sportschülerin, die momentan in Erfurt ihr Abitur macht.

Bundestrainer Detlef Uibel kann zumindest bei den Frauen ganz entspannt Richtung Tokio schauen: «Es entsteht im Kurzzeitbereich ein Konkurrenzkampf, der uns international noch stärker und stabiler machen wird.» Zumal in Emma Hinze (Cottbus) und Lea-Sophie Friedrich (Schwerin) sogar noch zwei weitere Top-Talente warten.

Am Mittwoch überwog aber die Freude über Gold. «Heute genießen wir den Moment», sagte Welte, «bis Tokio wird es ein harter Fight und langer Weg.»

Fotocredits: Michael Deines/Promediafoto
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