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Eisenach – Als Vater von sechs Kindern scheint diese Rolle wie gemacht für Jens Voigt. Geduldig und mit jeder Menge Freude zeigt er den Kids die Grundlagen des Fahrradfahrens: treten, lenken, bremsen, Verkehrsregeln beachten. 

Dem früheren Radprofi und zweimaligen Sieger der Deutschland-Tour geht es als Förderer um viele Aspekte, diesmal aber so gar nicht um den Leistungsgedanken.

«Wir wollen den Kindern den Spaß an der Bewegung nahebringen. Radfahren bedeutet ja auch Freiheit. Wir versuchen, Spaß am Leben zu vermitteln», sagte Voigt über seine Aufgabe als Botschafter bei der «kinder+sport mini tour», die im Rahmenprogramm der Rundfahrt an den Zielorten ihren Platz findet.

Der 17-malige Teilnehmer der Tour de France ist seiner Sportart und Leidenschaft verbunden geblieben – und genießt die Freiheit, die er aktuell in seinen Tätigkeiten hat. «Ich schätze die Vielfalt. Wenn du bei einem Team arbeitest, ist das ein Ganzjahresjob. Im Augenblick bin ich dazu nicht bereit, alles andere dafür aufzugeben», sagte der 47-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Während er sich in Göttingen, Eisenach und Halberstadt um die Kinder kümmert, war er vor einem Monat bei der Tour de France noch als  US-Fernsehreporter für den Sender NBC Sports unterwegs.

In seiner Rolle bei der Deutschland-Tour will der Familienvater die Bekanntheit nutzen, um das Rad als eines der Transportmittel der Zukunft bekannt zu machen und dafür zu werben. «Nachwuchsarbeit ist oft undankbar, weil man weniger Aufmerksamkeit hat und weniger Geld verdient damit. Man kann immer mehr Hilfe und mehr Ressourcen und mehr Aufmerksamkeit gebrauchen», sagte Voigt. Der Zuspruch an den Zielorten ist ordentlich, selbst die Kleinsten der Kleinen stehen mit ihren Laufrädern schon am Start.

Die körperlichen Strapazen des Radprofi-Lebens hat Voigt zwar lange hinter sich, den Reisestress aber noch lange nicht. Er sei zwischen 170 und 180 Tagen pro Jahr unterwegs, berichtet er. Mehrere Male Australien, knapp zehn Mal in den USA und das Jahr ist noch lange nicht beendet. Mit einem Funkeln in den Augen träumt Voigt von seiner Zukunft, wenn er ausgesorgt hat und sich seinem «Liebhaberprojekt» widmen kann: Einem Buchladen in einer Coffeeshop-Ecke, in dem er «selbst sein bester Kunde wäre», wie Voigt erklärt.

Was der Berliner von den deutschen Radprofis in diesem Jahr geboten bekommt, gefällt ihm. Die Erfolge von Emanuel Buchmann (Vierter bei der Tour), Nils Politt (Zweiter bei Paris-Roubaix) oder Pascal Ackermann (diverse Einzelsiege) deuten für Voigt nicht nur auf einen Generationenwechsel, sondern auch auf eine positive Zukunft des deutschen Radsports hin. «Wir haben echt Glück gehabt, dass wir so eine tolle Generation haben», sagte Voigt. Der deutsche Radsport sei «endlich wieder auf dem Weg nach oben».

Fotocredits: Daniel Löb
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